Mehr John O'Shea wagen 11FREUNDE

Das Champions-League-Viertelfinale im Jahr 2003 zwischen Manchester United und Real Madrid im Old Trafford ist vor allem für den Dreierpack eines gewissen Ronaldo bekannt. Das Phänomen, der Fußballkünstler, Weltmeister, Galactico und zweifacher Ballon-d’Or-Gewinner. Ein Spieler, der die Leute wirklich zum Staunen brachte. Doch in diesem Spiel geschah noch etwas, das vermutlich niemand in Manchester oder sonst wo erwartet hätte. Auf der linken Außenbahn kam John O’Shea an den Ball. Luis Figo, der elegante Portugiese, der drei Jahre zuvor den Ballon d’Or gewonnen hatte, stellte sich ihm entgegen. O’Shea nahm den Ball perfekt an – und spielte ihn durch Figos Beine hindurch. Es hätte wohl niemanden überrascht, wenn sich die Szene genau anders herum zugetragen hätte. Aber hier tunnelte tatsächlich John O’Shea, ein durchschnittlicher irischer Verteidiger, Luis Figo, einer der besten Spieler jener Zeit.
Es ist ein Moment, der einem zum Staunen bringt. Nicht, weil die Aktion an sich besonders überragend gewesen wäre. Sondern, weil es eben John O’Shea war, der sie ausführte. Ein alles andere als eleganter Spieler, der zwischen all den Superstars etwas in Vergessenheit geraten ist. Dabei war der Ire von 2001 bis 2011 bei Manchester United aktiv, im modernen Fußball eine halbe Ewigkeit. In all den Jahren spielte er zusammen mit Stars wie Ruud van Nistelrooy, David Beckham, Ryan Giggs, Paul Scholes, Cristiano Ronaldo, Wayne Rooney und Rio Ferdinand, absoluten Weltklassespielern. Weltklasse war John O’Shea auf keinen Fall. Trotzdem trainierte und spielte er jahrelang mit Spielern dieser Kategorie. Wie hat er das geschafft?
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Die Kartoffel
Auf dem Spielfeld erinnerte O’Shea ein wenig an den Tony Jantschke von heute: Der Ire war nicht sehr athletisch gebaut, seine Aktionen selten spektakulär. Trotzdem erfüllte er seine Aufgaben ohne dabei größere Fehler zu machen. Sein fußballerisches Talent: eher überschaubar. Er war nicht besonders schnell, nicht besonders stark, nicht überragend in der Luft, kein Passkönig. Nun war er auch nicht besonders schlecht. Ingesamt eben sehr durchschnittlich. Kurze, einfache Pässe, keine Dribblings, keine rauschenden Sprints nach vorn: eine sehr unauffällige Spielweise. Als O’Shea im Sommer 2011 nach 394 Spielen für den englischen Rekordmeister zum FC Sunderland wechselte, wirkte es für viele so, als liefe er nun endlich für einen Verein seines Niveaus auf.
Dennoch hat der Ire fünf Premier-League- und einen Champions-League-Titel vorzuweisen, mehr als etwa Dider Drogba, Thierry Henry, Steven Gerrard und Alan Shearer. Das zeigt zweierlei. Erstens: Gewonnene Titel allein sind nicht der beste Maßstab, um zu entscheiden, wie gut ein Spieler wirklich ist. Es zeigt aber auch, dass John O’Shea allen Defiziten zum Trotz so schlecht nun auch wieder nicht gewesen sein kann.
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